Presse

Hausmeister Reinhard Seidenzahls letzter Tag in der Jakob-Preh-Berufsschule

(Gbureck; Rhön- und Streubote 04.08.2015)

MELLRICHSTADT
Am 2. September hätte er 30 Jahre an der Jakob-Preh-Berufsschule in Mellrichstadt vollendet, stellte Hausmeister Reinhard Seidenzahl an seinem letzten offiziellen Tag in der Schule wehmütig fest. Genau am 2. September 1985 trat er hier seinen Dienst an. 25 Jahre hat er mit seiner Familie in der Hausmeisterwohnung im Dachgeschoss des Gebäudes gewohnt, das 1953 eingeweiht wurde und das derzeit in eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber umgebaut wird. Dass er mit 61 Jahren noch einmal „umgepflanzt“ wird, stimmt Seidenzahl schon etwas traurig, denn die Schulfamilie und das Lehrerkollegium waren für ihn das Schönste in seiner beruflichen Laufbahn. Für die verbleibenden 18 Monate seiner Dienstzeit wird er nun, mit dem Landratsamt als Dienstherrn, beim Kommunalunternehmen in Unsleben eingesetzt, wo er für die angemieteten Liegenschaften des Landkreises für die Asylbewerber verantwortlich ist.
Völlig überrascht war er, als am letzten Schultag der letzten Malerklasse der Innungsobermeister der Maler-, Tüncher- und Lackiererinnung, Stefan Neuhöfer, und Fachlehrer Wolfgang Hippeli ihm ein herzliches Dankeschön für die 30 Jahre seines Wirkens sagten, verbunden mit einem kleinen Präsent. Neuhöfer stellte die gute Zusammenarbeit Seidenzahls mit der Innung heraus. Die Innung hatte die Räume in der Schule angemietet, er war daher indirekt auch ihr Hausmeister und immer ansprechbar. Reinhard Seidenzahl war sehr gerührt über diese „Verabschiedung in Raten“. Künftig neu eingestellte Maler- und Lackierer-Auszubildende müssen die Berufsschule in Bad Kissingen besuchen, wo er auch unterrichtet, informierte Wolfgang Hippeli.
Gefragt nach seinen schlimmsten Erlebnissen in den vergangenen 30 Jahren, fiel Reinhard Seidenzahl spontan das Hochwasser 2013 ein, wo alles „abgesoffen“ war. Auch an die Zeiten der Grenzöffnung hat er noch Erinnerungen, als die Berufsschule einer von mehreren Auszahlungsorten für das Begrüßungsgeld war. Die Schlangen standen bis zur Straße und seitlich bis zum Überlandwerk. Wenn ein Lehrer ins Gebäude wollte, wurde er aufgefordert, sich hinten anzustellen, und auch die Reinemachefrau hatte ihre liebe Not, ins Gebäude zu gelangen.
Letzter trauriger Akt an diesem letzten Schultag war für Seidenzahl nun, das Schild an der Eingangstür der Berufsschule abzuschrauben. Auch wenn er und Hippeli lächelnde Gesichter dabei zeigten, die Traurigkeit und Wehmut über den Abschied von diesem Haus blitzten doch immer wieder mal hervor.

Innungsobermeister Stefan Neuhöfer (5. von rechts) und Fachlehrer Wolfgang Hippeli (5. von links) sagten Hausmeister Reinhard Seidenzahl (Mitte) ein herzliches Dankeschön für seinen 30 Jahre währenden Dienst an der Berufsschule in Mellrichstadt

Trügerisch ist das Lächeln. Letzer trauriger Akt: Hausmeister Reinhard Seidenzahl schraubt das Schild an der Berufsschule ab, Lehrer Wolfgang Hippeli leistet ihm Hilfestellung