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Autobahnkirche: Ein Rastplatz für die Seele

(Main Post Hanns Friedrich 26.06.2015)

Foto: Hanns Friedrich

MELLRICHSTADT/BIBRA

Es gibt noch viel zu wenig Autobahnkirchen“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann am Freitag bei der Einweihung der neuen Autobahnkirche an der A71 zwischen Mellrichstadt und Bibra. Und fügte an: „Wir sollten daran arbeiten, die Lücken zu schließen.“ Autobahnkirchen seien Ruhepunkte für Menschen, die unterwegs eine innerliche Pause machen möchten. Die Kirche an der A71 verbindet Erfurt in Thüringen mit Schweinfurt in Bayern.

 

Herrmann erinnerte an das Jahr 1989, als es die Kirchen und Gebete waren, die zur friedlichen Wiedervereinigung führten. „Wir haben von Westdeutschland aus nur zuschauen und beten können, dass alles gut geht.“

 

Auch wenn die Kirchen heute nicht mehr, wie damals, diese Rolle spielten, sei es doch wichtig, den christlichen Glauben weiterzugeben. Gerade an Autobahnen seien Menschen dafür dankbar – Autofahrer, die vielleicht gerade an einem Unfall vorbeigeschrammt sind, die zu Familienereignissen, Begräbnissen oder sonstigen Besuchen fahren und in einer Kirche sich Kraft holen. Deshalb sei es schön, dass diese neue Autobahnkirche immer für alle offen ist.

 

Der Minister rief bei der Übergabe des Kirchleins bei Bibra auch dazu auf, gegen Extremismus und Intoleranz vorzugehen. „Wir müssen uns um ein friedliches Zusammenleben bemühen.“ Sein Dank galt den Initiatoren, die mit dem Kirchenbau ein wichtiges Zeichen der Wiedervereinigung gesetzt hätten.
 

Dass die Initiatoren diesen Gedanken hatten, unterstrich auch der Vorsitzende des Vereins Autobahnkirche A71, Ralf Luther, in seinem Grußwort. Die Kirche stehe als Zeichen dafür, dass die deutsche Wiedervereinigung ohne Blutvergießen erfolgte. Motor des Kirchenbaus war Altlandrat Dr. Fritz Steigerwald aus Rhön-Grabfeld. Dass so viele Menschen zur kirchlichen Segnung gekommen sind, nannte er überwältigend. Sein besonderer Dank galt Architekt Josef Trabert, den er neben Ingenieur Wolfgang Paulische sowie Künstler Gernot Ehrsam als tragende Säulen der kleinen Kirche bezeichnete. Dank sagte er auch den über 500 Einzelspendern und allen, die, auch auf künstlerischer Seite, sich unentgeltlich einbrachten.

 

Superintendentin Beate Marwede nannte die Kirche einen „Ort zum Auftanken“ und „einen Rastplatz für die Seele“. Alles in dieser kleinen Autobahnkirche zeuge von Gottes Nähe. Für viele Menschen, die hier einkehren und innehalten, komme Hoffnung im Gebet zum Ausdruck.

 

Weihbischof Reinhard Hauke (Erfurt) nannte die Autobahnkirche einen Zwischenstopp für ein Ziel, das sich die Menschen vorgenommen haben. Hier hätten sie die Möglichkeit, in Dialog mit Gott zu treten.

 

Christian Carius, Präsident des Thüringer Landtags, sprach von einem besonderen Tag und einer besonderen Kirche. Sein Dank galt allen, die mitgeholfen haben, dass diese Kirche entstehen konnte.

 

Volker Dorn von der Konferenz der Autobahnkirchen in Deutschland verwies auf das Jahr 1958, als die erste Kirche in Adelsried an der A 8 gebaut wurde. Die Autobahnkirche bei Bibra sei das 43. Gotteshaus, das es nun an Deutschlands Autobahnen gibt. Schon immer hätten Menschen im Vertrauen auf Gott Kapellen am Wegesrand errichtet. Die Kirche an der A 71 sei mit einem unglaublich hohen Engagement gebaut worden und stelle nun ein beeindruckendes Ergebnis dar. Zur Erinnerung: Sie wurde rein aus Spendengeldern finanziert, es gab keine Zuschüsse.

 

Über eine Million Menschen besuchen jährlich Autobahnkirchen, wusste Dorn zu berichten. Wichtig sei dabei ein Anliegenbuch, das er zusammen mit einer Christopherus-Plakette an Ralf Luther überreichte.

 

„Wunder dauern etwas länger“, sagte Wolfram Hädicke, ehemaliger Superintendent in Meiningen und einer der Ideengeber des Kirchenbaus, mit Blick auf die mehr als zehnjährige Bauzeit. Gemeinsam mit dem Künstler Gernot Ehrsam und dem verstorbenen Rhön-Grabfelder Landrat Fritz Steigerwald habe er die Idee zur Autobahnkirche entwickelt, 2004 wurde der Verein Autobahnkirche gegründet. Ein langer Weg sei nun zu Ende. „Wichtig ist es jetzt, Menschen zu finden, die sich weiterhin für diese Kirche engagieren.“

 

Mit „Schau auf die Welt“ beendeten dann die Schüler der siebten Klasse der Gemeinschaftsschule „Grabfeld“ die Feierstunde, die musikalisch von einem Bläserquartett der Berufsfachschule für Musik Bad Königshofen umrahmt wurde